Impfberatung Wenn es um’s Impfen geht, reicht zur Not „Einer für alle“

Wenn Dipl.-Medizinerin Gudrun Widders, die STIKO-Mitglied ist und lange Jahre Leiterin des Gesundheitsamtes Berlin-Spandau war, Empfehlungen zum Thema gibt, kann sie das vor dem Hintergrund vieler eigener Erfahrungen tun.
Bei Menschen, die aus Europa nach Deutschland kommen, könne man sich in der Regel die Patientendaten angucken und auf dieser Grundlage die STIKO-Empfehlungen anwenden. Doch die meisten Impflinge aus anderen Ländern haben keine Impfdokumentation bzw. einen unklaren Impfstatus. „Wenn dann z.B. ein Patient aus Eritrea kommt, hatte er noch nie Kontakt mit Varizellen und wird als Erstes Windpocken bekommen, wenn es einen Ausbruch in seiner Flüchtlingseinrichtung gibt.“
Ungleiche Erfahrungen aus Herkunftsländern beachten
Manchmal ist es hilfreich, sich Anhaltspunkte für den Impfstatus zu suchen. So könne man sich die Besonderheiten der Gesundheitssysteme in den Herkunftsländern anschaue. Syrien etwa hatte bis 2010 ein ausgesprochen gutes Gesundheitssystem und sehr gute Durchimpfungsraten. Kinder dagegen, die nach 2010 dort geboren worden sind, sind so gut wie nicht geimpft.
Ein sehr großes Hindernis im Versorgungsalltag sind die Verständigungsprobleme. Nicht alle Informationsmaterialien sind immer in allen Sprachen verfügbar und die Organisation von Sprachmittlern ist nicht einfach. Niedergelassene greifen oft auf den Google-Translator zurück – oder es übersetzt jemand aus dem Umfeld des Patienten bzw. der Patientin. Das Übersetzen seitens eines Familienmitgliedes wird in den Praxen oft als schwierig empfunden, weil man keinen direkten Kontakt zum betroffenen Patienten, der betroffenen Patientin bekommt. „Geht es ums Impfen, ist das Problem aber keines: Denn alle müssen die gleichen Informationen bekommen und man kann sich an das Familienoberhaupt bzw. die eine Person wenden, die übersetzen kann“, so Widders.
Ihr konkreter Tipp für Praxen: Kapitel 4 und 6 in den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission können helfen, wenn der Impfstatus unklar ist, nur Teilimpfungen vorhanden sind oder Kinder älter als 5 Jahre grundimmunisiert werden müssen.
Mehrsprachiges Informationsmaterial unter anderem auf:
www.rki.de/impfen-infomaterial
Quelle: Kongressbericht, DGIM 2025